Brot und Spiele / WDR / 45 Min. / 2014 / Regie: Steffi Wurster / Kamera: Eugen Schlegel / Steffi Wurster/ Aufnahmeleitung: Alexander Bundtzen / Produzent: Jakob Rühle, Teresina Moscatiello / Produktion: Sinafilm / Redaktion: Barbara Schmitz / Erstausstrahlung am 27.01.2014 in der ARD

Eine Bucht, 4 Jahre und 3 Anwohner, die dem Plan der Spiele weichen müssen.

Sotschi rüstet sich für die Winterolympiade 2014. Die Imeretinskaya Bucht wird winterfest gemacht. Brot und Spiele begleitet Lena, Volodja und Pascha, die ihre Häuser räumen müssen. Wir erleben sie in ihrem Kampf für eine angemessene Entschädigung, in einem nervenaufreibenden, von Willkür und fehlender Transparenz geprägten Prozess der Zwangsumsiedlung. Der Film hält den wahnwitzigen Umbau an der Schwarzmeerküste fest und fragt nach den Auswirkungen auf die Lebensräume der Anwohner. Für Natascha, Sprecherin der Anwohner, ist das Sportevent lediglich ein Manöver billiger Landnahme, ein Vorwand, unter dem sich die Organisatoren den kostbaren Küstenstreifen unter den Nagel reißen. Selbstbewusst attackiert sie den Bau und unnötige Umsiedlungen. Wegen ihres Kampfes für den Erhalt des öffentlichen Strandes wird sie angeklagt und darf nun den Strand nicht mehr betreten – was ihrem Engagement für die Natur und Bewohner der Bucht keinen Abbruch tut.

Neben die sich verändernden Lebenswelten der Anwohner stellt der Film die glamouröse Rhetorik des Bürgermeisters Anatolij Pachomow. Als Vertreter der Macht ist er unentwegt im Einsatz, um das von Vladimir Putin verordnete Großprojekt zum Ruhme Russlands umzusetzen. In Manier des kleinen Zaren fährt er im Auto durch die Stadt und beschwört, dass „die Leute zufrieden sein werden."

Doch die netten Fassaden der komfortablen neuen Häuser, mit denen Lena, Pascha und letztlich sogar Volodja beglückt wurden, können nicht darüber hinweg täuschen, dass die alteingesessenen Bewohner mit ihren großen Gartengrundstücken einen Teil ihrer Existenz und Identität verloren haben. Ohne Ackerland und ohne Arbeit verbleiben sie in einer ganz auf Tourismus setzenden mondänen Olympiabucht.

„Aber es gibt dieses gute, öffentlich-rechtliche Fernsehen für alle. Man muss nur ein bisschen suchen. An einem Montag kurz vor Mitternacht zum Beispiel. Da lief gestern Steffi Wursters exzellente Langzeitbeobachtung Brot und Spiele, die Ursachen und Wirkung der 22. Winterolympiade in Sotschi so schmerzhaft seziert, dass unmissverständlich wird, was da am 7. Februar im russischen Sotschi beginnt: Putins Spiele.“ Zeit Online, 28.01.2014, JAN FREITAG